Dieser Beitrag soll etwas von der Geschichte zu meiner Fotoserie 1000 MEILEN – 1000 MOMENTE, erzählen. Bilder dieser Serie sind auch in meinem 2021 Foto Kalender enthalten.
Es geht um eine Segelreise im nordatlantischen Ozean von Gibraltar nach Madeira, weiter zu den Azoren und dann über tausend Seemeilen Nonstop, 8 Tage und 7 Nächte zurück ans europäische Festland. Vor allem diese 1000 Meilen (ca. 1800 Km) hatten es in sich, sie brachten gewaltige Momente und Emotionen.
Die Bilder der Serie zeigen nichts anderes als Himmel, Wolken und Wasser. Man muss es erlebt haben, was die Natur mit diesen Ingredienzien mixen kann, die Bilder davon sind nur ein einfacher Abklatsch der Wirklichkeit.
Wir waren im September 2020 schon etwas spät in der Saison unterwegs. Das Azorenhoch begann bereits zu schwächeln als wir von Horta (Insel Faial) auf den Azoren mit unserem Segelkatamaran zu Dritt Richtung Portugal lossegelten. Die mittlerweile vermehrten Tiefdruckgebiete die weiter im Norden durchzogen schickten ihre Störungsausläufer zu uns. Dadurch entstanden immer wieder neue Wolken- und Lichtsituationen, die vor allem zu Sonnen Auf- und Untergang sensationelle Stimmungen erzeugten. Diese änderten sich oft innerhalb von Minuten, und so ergaben sich die gefühlten 1000 Momente. In dieser Intensität hatte ich so etwas in meinem Landschaftsfotografen Leben bisher noch nicht erlebt, auch nicht in den Alpen.
Es waren schöne großartige Segeltage, mit teils stürmischen Winden, mit überwältigendem Sternenhimmel, Mondstimmungen, aber gab auch bemerkenswerte Gewitternächte.
Unsere Welt beschränkte sich auf unser Boot, umgeben von einer Scheibe im Ozean. Der Horizont war das Ende unserer Welt, alles dahinter war uninteressant, existierte einfach nicht. Für uns waren wir das Zentrum der wechselnden Naturschauspiele, die so komplett abseits von Menschen – außer uns – in dieser einsamen Wasserwüste des Nordatlantiks, stattfanden. Ein Blick auf die Seekarte lässt die Weite des Ozeans erfassen. Links Amerika, in der Mitte die Azoren, rechts Europa, wir nur ein Punkt dazwischen, der sich pro Tag nur um lächerliche paar Zentimeter bewegte.
Der Natur ist unsere Anwesenheit komplett egal, wir hingegen empfanden eine gewaltige Ehrfurcht von dem was wir sahen und erlebten.
Es ist ein gutes Gefühl autark zu sein. Unser Antriebsmotor sind die Segel und der Wind der notwendige Treibstoff. Das Sonnenlicht liefert uns elektrischer Energie (und damit auch Trinkwasser). Lebensmittel hatten wir genug für viele Wochen. Zeit verlor bald jede Bedeutung. Wir erlebten diese Stunden in einem einzigen zusammenhängenden Flow. Tage und Nächte wechselten einander rhythmisch ab, wir hörten auf zu zählen.
Fotografieren auf einem Segelboot ist eigentlich immer eine Herausforderung. Das Boot ist permanent in Bewegung, Wellen und Seegang erzeugen oft abrupte schnelle Bewegungen. Daher soll man sich immer zumindest mit einer Hand anhalten. Die Luft ist feucht und jederzeit kann man (Kamera) Salzwasserspritzer ab bekommen. So sind, einiger der Bilder mit dem spritzwasserfesten Handy gemacht !!
Mittlerweile verwundert es mich auch nicht mehr, dass immer genau dann, wenn der Himmel in ein besonderes Licht zum Fotografieren getaucht wird, plötzlich unbedingt ein Segelmanöver, das die ganze Aufmerksamkeit der Crew benötigen, notwendig wird.
Zur Navigation verwendeten wir sehr wohl auch Satellitendaten, aber letztendlich mussten wir ja das Wetter nehmen wie es kam, lediglich die Route optimierten wir nach den Vorhersagen (daher die Schlangenlinie)
Gewitter jagen Jedem am Meer Schrecken ein, in der Nacht noch um einiges mehr. Das Spektrum geht von Wetterleuchten (oft 100 Kilometer entfernt) bis zum Fahren unter heftigen Gewittern. Das Morgengrauen bringt Hoffnung auf ein Ende, die ersten Farben saugt man auf, die Farbexplosion danach lässt einen sprachlos, ehrfurchtsvoll überwältigt oft auf das Fotografieren vergessen – Bilder die ich mal als Lohn der Angst bezeichne – oder, Angst hat eine Farbe: Rosaviolett. Dann kommt der blaue Himmel raus, die Wolken fallen zusammen und ein neuer Tag beginnt.
Die Ankunft am Festland verlief unspektakulär. Nach Stopps in Cascais (Lissabon) und Sines ging es um das berühmten Kap Sao Vicente, die Südwest Ecke Europas. Dahinter liegt Punta Sagres ein geschichtsträchtiger Ort wo Heinrich der Seefahrer seine Seefahrtsschule errichtet hatte. In Lagos an der Algarve beendeten wir diese Reise nach großartigen, unfallfreien 3400 Seemeilen (über 6000Km).
Vorschau Bilderserie 1000 Meilen – 1000 Momente (für Großansicht anklicken)